Seit einem Monat fordern Bürgerrechts- und Menschenrechtsorganisationen, Forscher*innen und Kund*innen, dass Apple seine Pläne zur Installation von Foto-Scan-Software auf Geräten aufgibt. Diese Software stellt eine enorme Gefahr für die Privatsphäre und die Sicherheit dar. Apple hat die Botschaft gehört und angekündigt, die Einführung des Systems zu verschieben und sich mit verschiedenen Gruppen über die Auswirkungen zu beraten. Damit wir Apple aber wieder vertrauen können, muss sich das Unternehmen verpflichten, dieses Massenüberwachungssystem abzuschaffen.

Die Verzögerung könnte durchaus ein Ablenkungsmanöver sein. Jedes Jahr im September hält Apple eines seiner großen Produktankündigungs-Events ab, bei dem Apple-Führungskräfte die neuen Geräte und Funktionen detailliert vorstellen. Apple wollte wahrscheinlich nicht, dass die Bedenken über die Telefon-Scan-Funktionen zu viel Aufmerksamkeit bekommen.

Aber wir können nicht zulassen, dass Apples katastrophale Idee in den Hintergrund gerät und später mit minimalen Änderungen angekündigt wird. Um sicherzustellen, dass Apple auf unsere Bedenken hört, hat sich die EFF an ein altbewährtes Nachrichtensystem gewandt: Luftwerbung.

EFF banner flies over Apple Park, the corporate headquarters of Apple, located in Cupertino, California

Das EFF-Banner weht über dem Apple Park, Apples Firmensitz in Cupertino, Kalifornien

EFF banner flies over the previous Apple headquarters

EFF-Banner weht über dem früheren Apple-Hauptquartier

Während der Apple-Veranstaltung kreiste ein Flugzeug über dem Hauptsitz des Unternehmens und trug eine nicht zu übersehende Botschaft: Apple, scannt unsere Telefone nicht! Am Abend vor der Apple-Veranstaltung versammelten sich auch landesweit Demonstrant*innen vor den Apple-Läden. Das Unternehmen muss uns zuhören und darf die ernsten Probleme mit seinem Scan-Plan nicht einfach abtun. Eine Verzögerung ist keine Annullierung, und das Unternehmen hat einige Bedenken leicht abgetan, indem es sie als „Missverständnis“ bezeichnete.

Privatsphäre ist unverkäuflich

iMessage von Apple ist einer der führenden Chat-Clients mit End-to-End-Verschlüsselung. Die Verschlüsselung ermöglicht es den Nutzern, Nachrichten auszutauschen, ohne dass diese von repressiven Regierungen, Unternehmen und anderen böswilligen Akteuren abgefangen und gelesen werden können. Wir unterstützen die Verschlüsselung nicht um ihrer selbst willen: Wir kämpfen dafür, weil sie eines der mächtigsten Werkzeuge ist, die der*die Einzelne hat, um die digitale Privatsphäre und Sicherheit in einer zunehmend unsicheren Welt zu schützen.

Nun, da die Apple-Veranstaltung im September vorbei ist, muss Apple auf die Gruppen zugehen, die die neue Funktion kritisiert haben. Apple sollte ein breiteres Spektrum an Vorschlägen einholen, wie man mit komplexen Problemen, wie dem Schutz von Kindern im Internet, umgehen kann.

Die EFF wird ihrerseits eine Veranstaltung mit verschiedenen Gruppen abhalten, die in diesem Bereich tätig sind, um Forschungsergebnisse und Bedenken auszutauschen, die für Apple und andere Technologieunternehmen von Nutzen sein könnten. Während Apple dazu neigt, große Funktionen ohne Vorwarnung anzukündigen, ist diese Praxis gefährlich, wenn es darum geht, weitreichende Änderungen an einer so wichtigen Technologie wie dem sicheren Messaging vorzunehmen.

Glücklicherweise greifen seit den letzten zwei Jahrzehnten mehr und mehr Menschen auf der Welt auf verschlüsselte Kommunikation zurück. Wenn Apple seinen guten Ruf im Bereich des Schutzes der Privatsphäre aufrechterhalten will, muss es weiterhin echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vorziehen. Das Unternehmen sollte den Forderungen der Regierung, die Kommunikation der Nutzer zu lesen, nicht nachgeben. Datenschutz ist heute wichtiger denn je. Er wird auch weiterhin ein Verkaufsargument und ein Unterscheidungsmerkmal für einige Produkte und Unternehmen sein. Im Moment ist noch offen, ob Apple weiterhin zu diesen Unternehmen gehören wird.

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